Kim Fettes | Portfolio

Literas –
Ein digitaler Alltagshelfer für Analphabet*innen

UX-/UI-Design, PRINT

GEMEINSAM MIT

BETREUUNG

Bachelorprojekt

Sophia Huber

Prof. Michael Götte, Linda Hintz

KURS

Bachelorprojekt

GEMEINSAM MIT

Sophia Huber

BETREUUNG

Prof. Michael Götte, Linda Hintz

Die Schriftsprache ist mit das wichtigste Kommunikationsmittel in der Gesellschaft und wird deshalb schon früh erlernt. Trotzdem sind aktuell etwa 6,2 Millionen Erwachsene in Deutschland vom Analphabetismus betroffen. Neben der Folge von täglichen Hürden im Alltag verspüren Betroffene oft ein mangelndes Selbstwertgefühl. Sie fühlen sich unsicher und schämen sich für die Einschränkung.

Da sie aber trotzdem auf die Hilfe anderer angewiesen sind, um am gesellschaftlichen Leben teilhaben zu können, hilft die App Literas dabei, Informationen für Betroffene wieder verständlicher zu machen. Darunter zählen vor allem häufige Hürden, wie das Verstehen von Briefen, Beipackzetteln, Formularen jeglicher Art, usw.

ZIELGRUPPE

Der Analphabetismus bezeichnet unzureichende Fähigkeiten beim Lesen und Schreiben, wodurch die Teilhabe am gesellschaftlichen Leben nur sehr eingeschränkt möglich ist. Häufig werden die Betroffenen als „(Funktionale*r) Analphabet*innen“ bezeichnet, jedoch ist dies eher eine allgemeine Benennung. Die Betroffenen selbst sprechen gerne von „Menschen mit Problemen beim Lesen und Schreiben” oder im Lernkontext als „Lerner*innen”. Sie bevorzugen diese Bezeichnungen, da der Mensch im Mittelpunkt steht und nicht sein Nicht-Können.

Die Illiteralität wird zudem in fünf verschiedene Alpha Level unterteilt, die sich durch die jeweiligen Kompetenzen unterscheiden. Dabei werden die Level eins bis drei als „geringe Literalität“ zusammengefasst. Betroffene die diesen zugeordnet sind, können höchstens einfache, kurze Sätze lesen und schreiben. Die Level vier und fünf werden als „fehlerhaftes Schreiben“ betitelt, wobei Betroffene noch auffällig viele Fehler beim Schreiben machen. 

Bei vielen sind die verminderten Kompetenzen auf die Vergangenheit zurückzuführen: keine Förderung beim Schriftspracherwerb, negative Schulerfahrungen oder auch Probleme im Elternhaus. Die Folgen sind: tiefsitzende Traumata, geringe Selbstwertgefühle, Scham, Versagensängste, … Diese begleiten sie nicht nur ein Leben lang, sondern führen auch dazu, dass Betroffene viele Situation meiden. Da dies aber nicht immer möglich ist, sind sie durchgehend auf die Hilfe von Familie, Partner*in oder Freunden angewiesen. 

Die fehlende oder mangelnde Kompetenz bringt wiederum nicht nur negative Folgen mit sich, sondern setzt vielmehr andere Stärken in den Fokus. Die Betroffenen besitzen beispielsweise ein sehr gutes visuelles Kurzzeitgedächtnis und auch die soziale Kompetenz ist stark ausgeprägt. 

KONZEPT

Die Grundfunktionen der App sind das Erkennen und Umwandeln. Nach dem Abscannen eines Textes / Dokuments, werden die erkannten Textpassagen auf dem Scanbild angezeigt. Neben dieser Ansicht besteht die Möglichkeit, sich den Inhalt in eine digitalisierte Schrift umwandeln zu lassen. Dies dient neben der besseren Lesbarkeit dazu, das Verständnis für Wörter und Sätze wieder zu erlangen. Die umgewandelte Version beginnt zunächst immer mit einer Zusammenfassung des Inhalts. Die konstante untere Leiste ermöglicht es zudem durchgängig sich alle Inhalte vorlesen zu lassen. Der Lesestatus wird dabei, sowohl auf dem Scanbild als auch in der umgewandelten Version angezeigt. 

Der klare Einsatz von Farbe ist sehr wichtig für das bessere Verständnis der App und des Inhalts der abgescannten Texte. Die Hauptfarbe ist ein kräftiges Dunkelblau. Ergänzend dazu werden weitere Farben verwendet, die jeweils unterschiedlichen Funktionen zugeordnet sind. Den Einsatz von Farbe ergänzen Hinterlegungen. Während des Gestaltungsprozesses stellten sich diese als am besten erkennbar heraus. Sie zeigen unteranderem den Lesestatus, Markierungen oder auch Suchergebnisse an.

Funktionen, wie das Markieren, Lesezeichen, Suchen und Wörterbuch ergänzen die Grundfunktionen der App. Vor allem den höheren Alpha Leveln ermöglichen diese einen individuellen Umgang mit den Texten.

UNTERSTÜTZUNG

Der Unterschied zwischen den Kompetenzen der verschiedenen Level ist groß. Um den Zu- und Umgang mit der App für einen Großteil von ihnen zu ermöglichen, entstanden unterschiedlichen Unterstützungsgrade, die je nach Bedarf ein- oder ausgeschaltet werden können.

GESTALTUNG

Die verminderte Kompetenz im Lesen und Schreiben hat neben den bisher erwähnten Konsequenz, ebenfalls zur Folge, dass vor allem im digitalen Bereich eine Unsicherheit bei den Betroffenen herrscht. Umso wichtiger war es deshalb beim Prozess darauf zu achten, die Gestaltung einfach und deutlich zu entwerfen.   

In der App wird eine Kombination aus Piktogrammen und Typografie verwendet. Dies ist verständlich für einen Großteil der Betroffenen, unterstützt den einfachen Umgang mit der App und fördert das unterbewusste Lesen Lernen. Für die Schrift wurde die Semikolon verwendet. Sie minimiert ein Verwechslungsrisiko von einzelnen Buchstaben und ist dadurch gut lesbar. Trotzdem wurde sie in der App zusätzlich noch bewusst größer eingesetzt, um einzelne Buchstaben und Wörter besser erkenn- und unterscheidbar zu machen.